Die ganze Freude am Gasgeben

1er statt 3er? "Das überlegt sich doch niemand", sagt der BMW-Verkäufer in der Hamburger Niederlassung und schüttelt den Kopf. "Die beiden sprechen ganz unterschiedliche Kunden an."

Daß der Kleine dem großen Bruder Käufer wegschnappt – dieses Kannibalisieren im eigenen Haus ist für BMW kein Thema. Warum eigentlich nicht? Schließlich besitzt der 1er viel von dem sportlichen Talent, das den Reiz des größeren Bestsellers ausmacht: den Hinterradantrieb und damit eine feine, von Antriebseinflüssen befreite Lenkung sowie eine präzise Schaltung. Kurz gesagt: die ganze Freude am Gasgeben.

Man kann über diesen fahrenden Hockeyschläger sagen, was man will. Aber den Entwicklern ist es gelungen, das geballte "BMW-Gefühl" wie ein Konzentrat in ihren 1er zu gießen. Man steigt ein durch enge, kurze Türen, blickt übers geschwungene Cockpit, sieht kleine Tachoskalen und alles sagt: "Ich bin BMW!" Und eben kein Golf oder Astra. Zudem bieten 1er und 3er den gleichen Zweiliter-Benziner mit 129 PS. Zwei Liter? Ja, weil BMW mit dem 1.8er-Etikett schummelt und darunter den kernigen Motor mit 1995 Kubik verkauft.

Die technischen Daten

Ein schöner Sportler, der den weiß-blauen Propeller zu Recht trägt. Der treibt den kleinen 118i in allen Disziplinen um ein paar Zehntel schneller nach vorn, aber die machen aus dem Kleinen noch lange nicht das sportlichere Paket. Erstaunlicherweise verbraucht der größere und 130 Kilo schwerere 3er nicht mehr teures Super plus, weil sein per Hand geschaltetes Getriebe mit sechs statt fünf Gängen kürzer übersetzt ist. Dafür muß man im 3er halt öfter schalten, aber das fällt bei BMW bekanntlich unter Fahrfreude.

Rein motorisch also leichte Vorteile für den kleinen BMW. Wo hat der 3er dann mehr zu bieten? Vor allem beim Platz. Der 1er paßt perfekt für zwei, ist aber im Fond so eng wie früher der alte 3er. Wenn ich mit meinen 1,87 Meter Körperlänge vorn sitze, ist der Knieraum hinten nicht größer als ein Briefschlitz. Wer soll dort seine Beine und Füße hineinquetschen? Der neue 3er dagegen hat auf der Rückbank das entscheidende Quentchen zugelegt, das ihn halbwegs familientauglich macht. Wer hinten den Nachwuchs transportieren muß, hat gar keine andere Wahl. Es muß der 318 sein.

Kosten und Ausstattungen

Erst beim Einladen kann der 1er noch einmal kontern: Hecktür auf, Rückbank umlegen – zack, und der 118i wird zum Mini-Touring. Mit maximal 1150 Liter Kofferraum schluckt der Kleine vieles, das der Große liegen lassen muß – ein Vorteil des Schräghecks. Nur ein müder Abklatsch dieser Variabilität – nämlich eine umlegbare Rückbank – kostet im 3er 430 Euro Aufpreis. Womit wir beim Geld wären.

Als 118i kostet der 1er 3800 Euro weniger als der 3er, der jedoch Klimaanlage, CD-Radio und elektrische Fensterheber (letztere braucht der 1er nicht wirklich) schon serienmäßig an Bord hat. Klima und Radio kosten für den 1er im Advantage-Paket zusätzliche 1450 Euro, das ergibt unterm Strich immer noch ordentliche 2350 Euro Preisabstand. Und das nur bei den preislich günstigeren Benzinern.

Fazit und Wertung

Vergleicht man die beliebteren Dieselversionen – 41 Prozent aller 3er-Kunden wählen den 320d, den 120d nehmen 20 Prozent –, dann klettert der Preisunterschied in der Grundausstattung auf 5500 Euro. Womit klar wird: Die beiden Sportler haben zwar das gleiche Herz, spielen aber in völlig anderen Disziplinen.

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