VW Golf 4: Gebrauchtwagen-Test
Kein Selbstgänger mehr
Gebrauchtwagen-Test VW Golf 4
Solide und eine sichere Bank. Das war der VW Golf 4 mal. Der Gebrauchtwagen-Test von AUTO BILD zeigt: Inzwischen hat er seine Macken.
Ein kompaktes, solides Auto für 2000 bis 3000 Euro sucht der nette Kollege aus dem Büro nebenan. Wir wählen den Golf 4 aus. In den Gebrauchtwagenbörsen herrscht kein Mangel, doch wir sind wählerisch: dunkler Lack, unterdurchschnittliche Laufleistung, wenig optische Mängel, gern ohne Stahlfelgen.
Vor zwei Jahren wurde unser Kandidat zuletzt gewartet
Doch auch hier werden wir schnell fündig. Unser Modell ist aus zweiter Hand, die Vorbesitzerin fuhr den 1,4 Liter kleinen Benziner über 13 Jahre, um Reparatur und Wartung kümmerte sich stets dasselbe Autohaus. Der letzte Besuch ist aber schon zwei Jahre her. Immerhin wurde bei diesem Termin der Zahnriemen gewechselt. Der erste Eindruck stimmt, auch innen schreckt nichts ab. Zerfledderten Softlack entdecken wir nur am Deckel des Aschenbechers hinten, ansonsten: alles chico. Auf den ersten Metern tackert der Motor vor sich hin, mit steigender Öltemperatur verschwindet das Geräusch aber bald. Dafür bittet das Kombiinstrument in 1900 Kilometern zum Service. Zu Recht, denn die Klimaanlage kühlt aufgrund mangelnder Flüssigkeit nur mäßig, dazu sind die vorderen Stoßdämpfer überfällig, wie das gruselige Geschaukel beim Spurwechsel offenbart. Kein wirkliches Drama. Kostspieliger wird der anstehende Kupplungswechsel, doch noch schnappt die Reibscheibe sauber zu, wenn auch sehr spät.
Der 1.4er-Benziner neigt zu Kolbenkippern
Zwei Risikofaktoren müssen wir erwähnen. Das manuelle Getriebe zerlegt sich häufig selbst, weil Nieten der Verbindung zwischen Differenzial und Tellerrad brechen können. Ab 2001 eigentlich behoben, da VW dann elf statt neun Millimeter dicke Nieten verwendete. Allerdings kennen Experten von der Etrag GmbH auch jüngere Getriebe mit alten Bestandsnieten. Noch bedenklicher ist der Motor. Der 1.4er-Benziner ist für heftigen Öldurst und Kolbenkipper bekannt. Empfehlenswerter sind der 1.6 16V (nicht als FSI) und der in den ersten Jahren raue Zweiliter mit 115 PS. Spätere 2.0er arbeiten aber kultivierter. Und dann ist Rost ein zunehmendes Thema: Junge IVer sind auch schon 15 Jahre alt. TÜV-Prüfer berichten bereits von durchgerosteten Hinterachsen. Einzelfälle, aber eben nicht solide.
Fazit
Bedenkenlos empfehlen lässt sich der Golf IV gewiss nicht. Die inzwischen lange Liste von Schwachstellen beherbergt kostspielige Baugruppen. Unabhängig von Antrieb und Baujahr sollten Käufer vor allem nach Rost schauen.
Service-Links