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Der Toyota Avensis ist ein Japaner aus Europa

Toyota-Modelle gelten wie die meisten japanischen Autos als zuverlässig, wertbeständig – und etwas langweilig. Auch der neue Avensis macht da keine Ausnahme. Dabei wurde die Neuauflage des Mittelklassewagens nicht in Japan, sondern in Europa entworfen. Und gebaut wird der Avensis sogar komplett in England.

Faszination und Toyota? Die Begriffe passen einfach nicht zusammen. Die Japaner sind mit anderen Tugenden zum weltgrößten Hersteller aufgestiegen: Zuverlässigkeit, Wertbeständigkeit, Solidität. Auch der neue Avensis bricht aus diesem Korsett nicht aus – das Auto ist blitzsauber gemacht, aber auch ein bisschen langweilig. Wie immer.

Schon auf den ersten Blick wirkt der völlig neu entwickelte Avensis vertraut. Die hohe Gürtellinie, große Scheinwerfer und der typische Toyota-Kühlergrill lassen keine Zweifel an seiner Herkunft aufkommen. Gleichzeitig ist der Avensis aber in vielen Details anders als sein Vorgänger. Die gestreckten A- und C-Säulen erzeugen einen coupéartigen Dachverlauf, und fünf Zentimeter mehr in Breite und Länge bringen nicht nur mehr Komfort im Innenraum, sondern jetzt wenigstens ansatzweise einen etwas eindrucksvolleren Auftritt.

Auf 4,70 Meter Länge kommt die Limousine. Der mit rund 80 Prozent Verkaufsanteil in Deutschland wesentlich wichtigere Kombi kommt auf 4,77 Meter. Hinter der Klappe des Stufenhecks verbirgt sich ein ordentliches Kofferraumvolumen von 509 Litern, der Kombi nimmt zwischen 543 und 1609 Liter Gepäck auf. Das ist kein schlechter Wert in Zeiten, in denen aus ehemaligen Nutzlastern zunehmend sogenannte Lifestyle-Fahrzeuge werden, bei denen der praktische Wert in den Hintergrund tritt. Beiden Karosserievarianten gemein ist das sehr aufgeräumte, hervorragend zu bedienende, aber in seiner Perfektion auch etwas, na ja, langweilige Cockpit.

Insgesamt sechs Motoren stellt Toyota für den Avensis bereit. Die drei Benziner mit 1,6, 1,8 und 2,0 Liter Hubraum leisten zwischen 132 und 152 PS. Sie verfügen alle drei über die Valvematic-Technik, eine Weiterentwicklung der variablen Ventilsteuerung VVT-i, die genügend Kraft schon aus niedrigen Drehzahlen bereitstellen und den Spritverbrauch senken soll. Toyota erzielt damit angemessene Verbrauchswerte, je nach Motor sind es 6,5 bis 7,0 Liter laut EU-Norm.

Auch bei den Dieseln gibt es drei Angebote. Dabei ist der 2,0-Liter-Motor mit 126 PS eine gute Wahl, denn das Aggregat verrichtet seine Arbeit unaufgeregt und mit 5,4 Liter Durchschnittsverbrauch auch günstig. Nur einen Zehntelliter mehr benötigt der 2,2-Liter-Motor mit 150 PS, den es auch mit 27 Pferdestärken mehr gibt. Ausschließlich dieses Aggregat wird auch mit einer Sechsgangautomatik angeboten, allerdings konnte diese Kombination auf ersten Testfahrten nicht völlig überzeugen, da es sich so anfühlte, als bliebe viel von der Kraft des Diesels im Getriebe hängen.

Nur für diese Variante - mittlerer Diesel plus Automatik - bietet Toyota über die Ausstattungsstufen "Avensis", "Sol" und "Exekutive" hinaus auch eine TEC-Version an, die mit Leder, Bi-Xenon-Scheinwerfern, Panoramadach und 18-Zoll-Leichtmetallrädern derart umfangreich ausgestattet ist, dass die Aufpreisliste nur noch die Posten Navigationssystem (1900 Euro) und Metallic-Lack (520 Euro) beinhaltet. Fast die Hälfte aller Verkäufe wird nach Schätzungen von Toyota aber auf die mittlere Ausstattungsstufe "Sol“ entfallen, die unter anderem mit Klimaautomatik und vier elektrischen Fensterhebern den besten Kompromiss aus Kosten und Gegenwert bietet.

Ab 22.700 Euro gibt es die Limousine, der Kombi kostet bei gleicher Motorisierung und Ausstattung stets 1000 Euro mehr. Der Avensis ist ein sehr gelungenes Fahrzeug. Obwohl er auf den ersten Blick wie ein alter Bekannter wirkt, wurde er tatsächlich völlig neu gezeichnet und entwickelt, und zwar erstmals von Toyota Europa. Schließlich wird der Fünfsitzer auch ausschließlich in Europa gebaut, im englischen Werk Burnaston. Mit 14.000 Verkäufen jährlich rechnet Toyota nach derzeitigem Planungsstand in Deutschland.

Das ist ein bescheidenes Ziel, immerhin kam die zweite Generation auf durchschnittlich 20.000 Einheiten. Allerdings sind die Zeiten hart, und die neue Toyota-Mittelklasse muss sich gegen starke deutsche Konkurrenten wie VW Passat, Ford Mondeo und Opel Insignia ebenso durchsetzen wie gegen Importwettbewerber wie Renault Laguna, Citroën C5, den Mazda6 und Hondas Accord. Vielleicht hätte da ein wenig mehr Mut beim Design nicht geschadet, aber das werden die Käufer entscheiden. Wie immer.

mid/lza

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