92-PS-Benziner ab Mai 2005

Herr Settineri guckt ratlos. Alles viel zu eng da unter der Motorhaube. Alles viel zu groß, was er noch im Regal stehen hat. "Man müßte den Swift auseinanderschneiden", meint der Mechaniker von Monaco Motors. "Aber ist wohl besser, Suzuki tunt den Wagen selbst." Schade, eigentlich. Wenn mir bei Ferrari die Geschwindigkeitsexperten nicht helfen können, muß der Serien-Vierzylinder den Mini-Japaner eben über den Stadtkurs schubsen.

Ich bin in Monte Carlo, der Spielwiese des Jet-sets und Geldadels. Wo einmal im Jahr Schumi & Co ihre Runden drehen. Wo es Kliniken für millionenschwere Supersportwagen gibt wie bei uns Opel-Werkstätten. Den Rennanzug führe ich spazieren zwischen Maybachs und Etablissements, in die man nur reinkommt, wenn man jemand kennt, der jemanden kennt.

Dann tauche ich ein – in meine eigene Welt. Meine Welt ist einfacher. Ohne dabei billig zu wirken. Meine Welt ist klein, aber von guter Qualität und steht ab 7. Mai als 92-PS-Benziner für 10.990 Euro beim Händler. Damit kostet der billigste Swift soviel wie die Leihgebühr einer 30-Meter-Motoryacht für zwei Tage im Fürstentum. Mein Testwagen, ein Diesel mit 1,3 Liter Hubraum und 70 PS, kommt erst Anfang 2006 zu uns. Außerdem wird es einen 1,5-Liter-Benziner (102 PS) geben, später einen GTI, wohl auch noch ein Cabrio.

Hubraum-Zwerg mit Riesen-Kraft

Im zweiten Gang zieht der kleine Common-Rail-Diesel aus dem GM-Motorenpool (sitzt auch im Fiat Punto) flott die Beau Rivage hoch. Dynamisch wie ein TDI dreht der 16V, nur leiser. Obwohl der Swift mit 1,3 Liter Hubraum zu den Zwergen zählt, entwickelt er Riesenkraft. Das Fünfganggetriebe schaltet knackig, das Fahrwerk federt straff.

Suzuki orientiert sich mit dem Swift optisch am Mini – aber auch an dessen Erfolg. 15.000 Swift wollen die Japaner im nächsten Jahr bei uns verkaufen. Und tatsächlich: Der kleine Japaner hat wirklich Mini-Eigenschaften. Das steil abfallende Heck, die breite Spur, die kurzen Schaltwege, die tief auf dem Boden hockende Karosserie.

Was Mini und Swift trennt, ist die Sitzposition. Statt den Fahrersessel tief aufs Bodenblech zu schrauben, hocken Suzuki-Fahrer fast wie im Van: hohe Sitzposition auf Sitzen, deren Beinauflage etwas kurz geraten ist, riesige Panoramascheibe unter hohem Himmel. Das bringt Vorteile in der "La Rascasse": Als Swift-Fahrerin behält man den Überblick. Im Tunnel drücke ich den Schalter "Illumi Cancel" – Cockpit-Beleuchtung aus. Sofort verliert das Rot des Bordcomputers seinen Biß, jetzt strahlen nur noch die weißen Tacho-Ziffern.

Technische Daten

Kritik? Okay, die Lenkung könnte direkter sein, wirkt ein wenig entrückt. Und das Bremspedal fühlt sich zu weich an für einen Kleinwagen, der sonst so dynamisch auftritt. Wie das Interieur, das ohne verspielte Kinder-Knöpfe auskommt. Das CD-Radio in der Mittelkonsole wirkt sachlich cool und ist simpel zu bedienen.

Wie das ganze Auto – wenn man mal vom Klappmechanismus der geteilten Rückbank absieht. Da werden Gurtnasen festgeklemmt, Sitzlehnen entriegelt und nach vorn geklappt. Luftholen. Dann die Auslöseschleifen an den Sitzkissen ziehen, Sessel nach vorn wuchten und hinter den Vordersitzen verstauen. Luftholen. Dann die geklappte Bank mit einem Riemen an den Kopfstützen fixieren. Dauert eine kleine Ewigkeit ...

Den GP-Kurs absolviere ich schneller (so kommt es mir jedenfalls vor). Mittags. Zu Schumi-Zeiten. In sechs Minuten (er brauchte letztes Jahr nur knapp 1.15). Aber auch mit 23 Zebrastreifen, drei Vorfahrt-achten-Schildern und zwei Baustellen auf der Start-Ziel-Geraden. Und nicht im Drift. Sondern im Swift.

Technische Daten: Reihenvierzylinder • Turbolader • vier Ventile je Zylinder • Hubraum 1248 cm³ • Leistung 51 kW (70 PS) bei 4000/min • max. Drehmoment 170 Nm bei 2000/min • Frontantrieb • Fünfgang • Kofferraumvolumen 213 Liter (562 bei umgeklappter Rückbank) • Tankinhalt 45 Liter • Länge/Breite/Höhe 3695/1690/1500 mm • Reifen 165/70 R14 T • Leergewicht 1120 kg • Spitze 165 km/h • 0–100 km/h in 14,2 s • Verbrauch (EU-Mix) 4,6 Liter Diesel • Preis: etwa 12.500 Euro